Ein Spaziergang durch Boston: Backstein, Glas und Geschichten

Ein Spaziergang durch Boston

Zwischen Backstein, Glasfassaden und Enten im Park

Boston fasziniert mit Kontrasten: historische Kirchen, moderne Hochhäuser, entspannte Parks – und einem Weihnachtsshop, der nie schließt.


Von Jennifer Ernst
12.02.2025 - 16:34
Lesezeit: ca. 5 Minuten


MARITIMES FLAIR Die Boston Waterboat Marina bietet einen ruhigen Ankerplatz mit Blick auf die Skyline und historischen Charme am Waterfront Foto: Jennifer Ernst

Boston (USA) ist eine Stadt der Kontraste – und genau das macht ihren Reiz aus. Historische Backsteinhäuser, kunstvolle Kirchen und moderne Glasfassaden prägen das Stadtbild. Doch es sind nicht nur die großen Bauwerke, die beeindrucken. Auch die liebevollen Details, wie ein Christmas Store, der selbst im Sommer geöffnet hat, zaubern Besuchern ein Lächeln ins Gesicht.

Ein idealer Startpunkt für eine Entdeckungstour ist das Boston Common – eine grüne Oase mitten in Downtown. Umgeben von Wolkenkratzern, Boutiquen und geschichtsträchtigen Monumenten lädt der älteste Stadtpark der USA seit 1634 zum Verweilen ein. Ob Picknick, Sightseeing oder einfach eine kurze Verschnaufpause: Der Park ist lebendiger Treffpunkt für Einheimische und Reisende gleichermaßen – ein Ort, an dem sich Geschichte und Gegenwart auf charmante Weise die Hand geben.

ZERG ZWISCHEN RIESEN Gegensätze sind in Boston keine Ausnahme Foto: Jennifer Ernst

Backstein, Glas und Geschichten

Im Boston Common pulsiert das Leben. Auf dem parkeigenen Baseballfeld wird trainiert, Straßenmusiker sorgen für Stimmung, Künstler zeigen ihre Werke, und immer wieder entstehen neue Kulissen für Veranstaltungen, die hier regelmäßig stattfinden. Der älteste Stadtpark der USA ist alles – nur nicht statisch.

Hungrige werden an einem der zahlreichen Imbissstände fündig. Besonders ins Auge fällt die sogenannte Boston Pretzel: außen bestreut mit Salz und Sesam, aber optisch und geschmacklich weit entfernt von dem, was Mitteleuropäer unter einer Brezel verstehen. Manchmal wird sogar eine simple Laugenstange als Pretzel verkauft – zur stillen Belustigung eingeweihter Genießer.

Trotz sommerlich gelblichem Rasen – die Grünflächen sind liebevoll angelegt und voller Leben. Selbst an regnerischen Tagen zieht der Park Besucher an. Familien, Spaziergänger, Touristen und Locals – sie alle teilen sich die Wege, Bänke und Wiesen. Und wer Glück hat, kommt mit einem echten Bostonian ins Gespräch. Herzlichkeit ist hier keine Floskel, sondern Teil der Parkkultur.

ORIENTIERUNG ENTLANG DER GESCHICHTE Eine Übersichtsgrafik des Freedom Trails führt zu den wichtigsten historischen Stationen Bostons Foto: Jennifer Ernst

Im Herzen der Stadt

Direkt angrenzend an den Boston Common öffnet sich der Public Garden – ein Paradies für Pflanzenliebhaber und Tierfreunde gleichermaßen. Hier schnattern Enten über das Wasser, Vögel zwitschern in den Bäumen, und manchmal raschelt es verdächtig im Gebüsch, wenn ein neugieriges Eichhörnchen durch die Blätter huscht. Wer hier auf einer Bank Platz nimmt, könnte seinen Lunch plötzlich in tierischer Gesellschaft genießen.

Der kleine See im Park lädt zu einer besonderen Attraktion ein: einer Fahrt mit dem Schwanenboot. Romantisch gleitet man über das Wasser, vorbei an Seerosen und schnatternden Entenkolonien. Doch das eigentliche Highlight ist der Spaziergang selbst – das Schlendern durch gepflegte Wege, das Einatmen der blumig-frischen Luft, das Innehalten inmitten der grünen Stille, während rundherum die Stadt pulsiert.

Wieder zurück im Boston Common lohnt sich ein Abstecher ins Visitor Center. Neben Stadtplänen und Tour-Tickets gibt es hier kleine Souvenirs – vom Kühlschrankmagneten bis zur Boston-Tasse. Perfekt für alle, die sich ein Stück Stadtflair mit nach Hause nehmen wollen.

TYPISCH BOSTON Backstein, Flaggen und lokale Shops prägen das Straßenbild der Ostküstenmetropole Foto: Jennifer Ernst

Mit Hut und Geschichte

Wer vor dem Visitor Center plötzlich einem Mann mit Dreispitz-Hut begegnet, ist vermutlich in eine Walking Tour des legendären Freedom Trail hineingeraten. Die geführte Tour beginnt genau hier und ist ein Fest für alle Geschichtsenthusiasten: In rund 90 Minuten taucht man tief ein in die historischen Winkel Bostons – mit Anekdoten, kuriosen Fakten und authentischem Charme.

Wem das zu viel geballte Historie auf einmal ist, der folgt einfach eigenständig der roten Markierung auf dem Boden. Der Freedom Trail führt durch Downtown, vorbei an der Faneuil Hall bis ins historische North End – perfekt, um Stadt und Geschichte ganz im eigenen Tempo zu entdecken.

Aber Vorsicht: Bostoner Straßen sind nichts für Zögerliche. Selbst als Fußgänger ist volle Aufmerksamkeit gefragt. Ein Einheimischer meinte einmal zu mir: „The most dangerous thing you can do in Boston is crossing the street.“ Und ehrlich gesagt – so ganz unrecht hatte er nicht. Der Verkehr ist dicht, unübersichtlich und manchmal nervenaufreibend. Wer nicht zu Fuß gehen will, sollte auf Bostons U-Bahn-System ausweichen – zuverlässig, schnell und oft unterhaltsam.

Augen auf heißt es ohnehin in dieser Stadt, denn Boston ist ein Ort voller Kontraste. Zwischen Ziegelsteinromantik, neogotischen Kirchen und gläsernen Türmen entfaltet sich eine Architektur, die ebenso abwechslungsreich ist wie die Stadt selbst. Staunen inklusive – an fast jeder Ecke.

DAUERLÄUFER Der Boston Christmas Shop hat auch im Sommer offen Foto: Jennifer Ernst

Zwischen Glasfassade und Gänsehautmoment

Kaum ein Ort macht den architektonischen Kontrast Bostons so greifbar wie der Copley Square: Auf der einen Seite steht die ehrwürdige Trinity Church mit ihrer verspielten Fassade und neoromanischem Charme – auf der anderen der John Hancock Tower, Bostons höchstes Gebäude. Seine spiegelnde Glasfront reflektiert die Kirche und andere historische Bauwerke der Umgebung – eine stille Hommage an das Alte im Glanz des Neuen.

Wer dem Freedom Trail weiter folgt, landet früher oder später am pulsierenden Herzen des kulinarischen Boston: der Faneuil Hall und dem angrenzenden Quincy Market. In den historischen Markthallen treffen sich Düfte aus aller Welt, Straßengerichte und Handwerkskunst. Besonders beliebt: der Boston Christmas Shop – ein Laden, der ganzjährig in festlicher Stimmung schwelgt.

Hungrig bleibt hier garantiert niemand. Ob Seafood, Süßes oder Streetfood – die Auswahl ist nahezu grenzenlos. Und während man schlemmt, sorgen Künstler für Unterhaltung: von Panflötenspielern bis zu feuerspeienden Jongleuren auf Einrädern. Der Quincy Market ist Bühne und Bazar zugleich – lebendig, laut, liebevoll.

Boston hat viele Gesichter: Manche glänzen aus Glas, andere sind aus Backstein gebaut. Manche erzählen Geschichten von Revolution und Aufbruch, andere flüstern vom ganz normalen Alltag einer modernen Metropole. Wer durch diese Stadt streift, spürt schnell: Hier lebt Geschichte – mitten im Hier und Jetzt.

Zahlen, Daten, Fakten

ÜBER BOSTON
Boston ist die Hauptstadt des Bundesstaates Massachusetts an der Ostküste der Vereinigten Staaten (USA).
Einwohner: etwa 620.000
Weltbekannt: Harvard University und Boston Symphony Orchestra

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