Stopselzieher-Klettersteig: Der schnellste Weg zu Fuß auf die Zugspitze

Der Stopselzieher-Klettersteig an der Zugspitze

Einer der schnellsten Wege zu Fuß auf Deutschlands höchsten Berg

Von der Wiener Neustädter Hütte aus geht es durch ein steiniges Kar, über teils drahtseilversicherte Passagen und schließlich durch den „Stopselzieher“ hinauf zum Westgipfel der Zugspitze.


Von Jean Secré
22.04.2025 - 00:23
Lesezeit: ca. 5 Minuten


BLICK ZURÜCK Unterwegs zum Westgipfel der Zugspitze auf dem Stopselzieher-Steig Foto: Jean Secré

750 HÖHENMETER Von der Wiener Neustädter Hütte ist der Blick frei auf das felsige Gipfelziel. Der Weg führt steil über loses Geröll bergauf – schnell gewinnt man an Höhe. Tief unten bleibt die Hütte zurück, während oben die Drahtseile der Tiroler Zugspitzbahn zu sehen sind Fotos: Jean Secré

Vielleicht erinnerst du dich noch an die Wiener Neustädter Hütte, zu der wir kürzlich gewandert sind – eine einfache, rustikale Schutzhütte auf 2.209 m Höhe, direkt am Rand des österreichischen Schneekars der Zugspitze. Vielleicht hast du meinen Aufstieg dorthin mit Spannung gelesen oder ihn sogar schon selbst erlebt.

Heute zeige ich dir, wie du von der Hütte aus die letzten 750 Höhenmeter bis zum Westgipfel der Zugspitze – dem Münchner Haus auf 2.959 m – zu Fuß bezwingen kannst. Und zwar über den sogenannten Stopselzieher-Klettersteig.

Wichtig zu Beginn!

Der Stopselzieher-Klettersteig ist, wie der Name sagt, ein Klettersteig (Schwierigkeit A/B) – und nur für geübte Bergsteiger zu empfehlen. Anders, wie viele Klettersteige ist der Austieg zum Westgipfel aber nicht durchgehend drahtseilgesichert! Immer wieder müssen Abschnitte ungesichert im Absturzgelände begangen werden.

  • Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, gute Kondition und Ausrüstung sind Pflicht.
  • Ein Klettersteigset ist dringend zu empfehlen – ein Helm wegen Steinschlag sogar absolut notwendig!
  • Der Steig führt durch eine natürliche Rinne, oft mit losem Geröll und ist nur bei stabilem Wetter zu gehen. Auch im Hochsommer kann es hier schneien.
  • Teile des Wegs sind nicht gesichert, auf dem Grat kann es sehr zugig sein.
  • Wer unsicher ist: Nimm einen Bergführer mit!

Detaillierte Warnhinweise und Informationen zu dieser Tour findest du weiter unten unter "Zahlen, Daten, Fakten".
 

EINSTIEG IN DEN FELS Über ein breites Geröllfeld führt der Weg zum markierten Einstieg in den „Stopselzieher“, erkennbar an einem rot-weißen Richtungspfeil. In der steilen Rinne dahinter geht es zügig bergauf – Höhenmeter sammelt man hier schnell Fotos: Jean Secré

Durch den Stopselzieher

Von der Wiener Neustädter Hütte aus querst du zunächst das Österreichische Schneekar – ein großes Geröllfeld (→ Bild 3). Schon von weitem erkennst du die Felsrinne, die dem Klettersteig seinen Namen gab.

Am Einstieg markiert ein roter Pfeil (→ Bild 4) den Beginn des Stopselziehers. Hier legst du dein Klettersteigset an und setzt spätestens jetzt den Helm auf – besser setzt du ihn aber schon beim Start an der Hütte auf, bevor du die steile Felswand erreichst.

In der Rinne steigt der Weg rasch an (→ Bild 5). Über gestuftes Gelände, Drahtseilsicherungen und Tritteisen geht es immer weiter nach oben.

🧭 Wusstest du das?

  • „Stopselzieher“ ist das österreichische Wort für Korkenzieher – und der Durchstieg zur Zugspitze trägt den Namen wohl wegen seiner engen, schraubenartigen Form.

DER STOPSELZIEHER Der markante Felsdurchbruch, dem die Route ihren Namen verdankt, führt eng und schraubenförmig aber gesichert durch den Fels Foto: Jean Secré

Ein markanter Moment der Tour: der Felsdurchgang, das kleine Loch im Felsen, das dem Steig seinen Namen gab – der „Stopselzieher“ (→ Bild 6). Man ist schnell durch, aber er bleibt im Kopf.

DER GRAT RUFT Im ungesicherten, stufigen Gelände führt der Weg durch schroffe Felsen stetig bergauf – teils im Absturzgelände. Der Stopselzieher verlangt Konzentration und Trittsicherheit. Fast geschafft: Die alte Kammstation markiert den letzten Abschnitt vor der Gratpassage auf dem Weg zum Gipfel Fotos: Jean Secré

Danach folgen weitere Höhenmeter mit wechselnden Sicherungspassagen. Schließlich erreichst du die alte Kammstation (→ Bild 10) – von hier aus ist es nicht mehr weit.

Der Grat beginnt. Windig, luftig, gewaltig. Aber sobald du die Gipfelterrasse erreichst, fällt die Anspannung ab: Du hast’s geschafft.

GIPFELMOMENTE Ankunft auf der Gipfelterrasse der Zugspitze – bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Auch im Hochsommer sind Neuschneefälle hier keine Seltenheit. Krönender Abschluss: das goldene Gipfelkreuz auf Deutschlands höchstem Punkt Fotos: Jean Secré und Sandra/Adobe Stock (Bild 13)

Ankommen am höchsten Punkt

Oben erwartet dich das Münchner Haus – urig, windumtost, mit einem heißen Teller für alle, die sich den Aufstieg verdient haben. Für Bergsteiger gibt es oft Sonderpreise – einfach nachfragen.

Und wenn das Wetter mitspielt, solltest du unbedingt noch weiter: hin zum goldenen Gipfelkreuz. 2.962 Meter. Der höchste Punkt Deutschlands.

Zahlen, Daten, Fakten

WARN- UND AUSRÜSTUNGSHINWEISE
Der Stopselzieher-Klettersteig ist kein Wanderweg!
Er ist nur für trittsichere, schwindelfreie und geübte Bergsteiger geeignet. Auch im Hochsommer kann Schnee liegen – wie bei unserer letzten Tour im August 2023. So kann die Zugspitze sein.

  • Unkundige sollten nur mit einem Bergführer gehen.
  • Klettersteigset und Helm sind Pflicht – der Helm vor allem wegen der Steinschlaggefahr.
  • Nur bei beständigem Wetter gehen!
  • Teile der Route sind nicht gesichert, der Grat kann extrem windig sein.

Eigenverantwortung im Hochgebirge:
Jede*r ist im Hochgebirge für seine eigene Sicherheit selbst verantwortlich – besonders, wenn man ohne Bergführer unterwegs ist. Das Wetter kann schnell umschlagen. Bitte schau unbedingt vorab in den Wetterbericht und informiere dich vor Ort. Wetter Zugspitze auf zugspitze.de

Diese Tourenbeschreibung ist keine Anleitung und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll dir als Inspiration dienen – und dir Lust auf dein persönliches Bergabenteuer machen.

ÜBER DIESE TOUR

  • Startpunkt: Wiener-Neustädter Hütte (2.209 m)
  • Ziel: Münchner Haus / Gipfelterrasse Zugspitze (2.959 m)
  • Gehzeit: 2,5–3 Stunden
  • Höhenmeter: ca. 750 Hm im Aufstieg
  • Klettersteig: Schwierigkeit A/B
  • Saison: Juli bis Mitte September (nur bei stabiler Wetterlage!)
  • Ausrüstung: Helm, Klettersteigset, feste Bergschuhe, Wetterschutz, Handschuhe empfohlen
  • Besonderheiten: Passagen ohne Sicherung, Steinschlaggefahr, Gratbereich oft windig
  • Tipp: Nicht ohne Bergerfahrung! Nur mit Klettersteigkenntnissen oder Bergführer!

Website der Wiener Neustädter Hütte:
wiener-neustaedter.com

Website Deutscher Alpenverein "Münchner Haus":
Münchner Haus

ÖFFNUNGSZEITEN 2025
Die Wiener Neustädter Hütte öffnet in der Saison 2025 ab dem 16.6.2025. ACHTUNG! Auf der Hütte gibt es KEIN WINTERQUARTIER! Der Weg auf die Zugspitze über die Wiener Neustädter Hütte ist im Winter gesperrt!
Die Hüttensaison im Münchner Haus 2025 beginnt am 09.06. und endet am 27.09.2025.
Reservierungen/Buchungen sind ausschließlich online möglich! Mehr Infos auf den Websites der Hütten.

EMPFEHLUNG DER REDAKTION
UNTERWEGS AM FUSS DES ZUGSPITZMASSIVS Von Ehrwald oder dem Eibsee führt der Weg hinauf zur Wiener Neustädter Hütte – ein alpines Abenteuer mit Seeblick und Zugspitzpanorama. »zum Beitrag Aufstieg zur Wiener Neustädter Hütte – anspruchsvoll, aussichtsreich, unvergesslich

ABBILDUNGEN
© Jean Secré und Sandra/Adobe Stock (Goldenes Gipfelkreuz, Bild 13)

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